Uwe Bjorck/ März 23, 2021/ Blog

Uns soll immer wieder weisgemacht werden, was für ein Segen die Digitalisierung für den Arbeitsmarkt darstellt. Allen Ernstes will man uns erzählen, dass die Automatisierung mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet hat.

Das ist grundsätzlich falsch!

Als in England die Dampfmaschinen Einzug in den Bergbau hielten, wurden zuerst die arbeitslos, die wir heute als Malocher bezeichnen würden. Auch wenn dies keine Menschen, sondern Pferde waren, hingen sehr viele Arbeitsplätze von ihnen ab. Pferdezüchter und Führer, Ställe und Futtermittellieferanten, Sattler und Kutscher – alle wurden nicht mehr benötigt. Und mit ihnen verloren nicht nur ihre Familien einen Großteil ihrer Lebensgrundlagen, sondern auch deren Angestellte.

Viele von ihnen mussten in die Großstädte ziehen, wo sie nicht selten zu Bettlern wurden. Für ihr Leben wurde nicht weiter gesorgt. Im besten Fall erhielten sie Almosen der Kirche.

Auch die Dust-Bowl mit ihren verheerenden Folgen hauptsächlich in Oklahoma war eine Folge der Automatisierung. Große Landmaschinen bearbeiteten in Folge einer Technologisierung der Landwirtschaft gigantische Ackerflächen. Die Bauern und Landarbeiter verloren den Bezug zu ihrem Land. Sie wurden zu reinen Bedienern toter Maschinen und verloren dabei fast jeglichen Bezug zu ihrem Land. So erkannten sie nicht, wie ihre Acker immer weiter ausdorrten und Nährstoffe verloren.

Es kam zu einer Auswanderungswelle notleidender Menschen. Die meisten zog es auf die Obstplantagen in Kalifornien, wo nur einige eine Arbeit als Tagelöhner fanden.

Zugleich förderten diese Auswanderungszüge vieler tausend Menschen den Rassismus. Verächtlich wurden sie Okis genannt. Von diesen Folgen haben sich die Vereinigten Staaten bis heute nicht gänzlich erholt.

Diese ganzen Entwicklungen waren nicht nur in Europa mit ein Grund für Inflationen. Und dabei bildeten sie mit den Nährboden für Hass und Krieg.

Selbst in der früheren Geschichte finden wir Beispiele dafür, wie Technologisierung und Automatisierung eher zu Arbeitslosigkeit und Unfrieden führen.

Schon Dante beschrieb die für frühe Verhältnisse hoch entwickelten und auf Effektivität getrimmten Werften in Venedig. Waren zu Beginn noch viele tausend Venezianer im Schiffbau beschäftigt, so wurden es durch die Automatisierung auch hier immer weniger. Die Folge war nicht nur Armut, sondern auch ein Aufschwung der Sklaverei.

Wir können noch sehr viele Beispiele in der Geschichte finden, die belegen, wie unhaltbar die Behauptung ist, mit der Digitalisierung könnte die Arbeitslosenzahl verringert werden.

Von dem radikalen Holzabbau der Briten in Irland, die ein ganzes Land in größte Not brachte, bis zur Militarisierung in Deutschland, nicht zuletzt um Arbeitslose von der Straße zu holen. Es gibt Belege in Hülle und Fülle, welche Probleme eine Automatisierung mit sich führt, wenn ihr ein soziales und humanes Konzept fehlt. Ein „besseres“ Hatz IV schließt sich hier von selbst aus.

Und doch kann die Digitalisierung ein Segen sein. Zum Beispiel dann, wenn das Monitoring in der Pflege von der IT übernommen wird und den Pflegenden mehr Zeit gibt, sich intensiver um die Pflegebedürftigen zu kümmern. Mit einem Grundeinkommen wäre dies problemlos möglich.

Auch wird niemand bestreiten wollen, dass die Automatisierung half, Kinder von der Arbeit in den Bergwerken zu befreien. Man hätte sie und deren Familien mit einem Grundeinkommen auffangen können. Diese Idee existierte bereits.

Ein Beispiel, das über die Grenzen der europäischen Volkswirtschaft hinaus geht, ist die Möglichkeit der weitgehenden Automation der Kohleförderung in der Volksrepublik China. Diese ließe sich mithilfe insbesondere deutscher Technologie in einer Weise automatisieren, dass Millionen chinesischer Grubenarbeiter von schwerer und oft lebensgefährlicher Arbeit befreit werden. Am Ende eines Berichts hierüber im Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche heißt es: „Aber was machen die Chinesen dann mit ihren über drei Millionen Grubenarbeitern?“

Unsere Antwort ist da ganz klar. Wir müssen das bedingungsloses Grundeinkommen einführen! Dann klappt es auch mit der Digitalisierung!

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