Uwe Bjorck/ April 1, 2021/ Blog

Oft werden wir gefragt, ob es bei einer Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens zu einer Inflation kommen könnte. Denn, so wird befürchtet, müsste es doch unweigerlich dazu führen, wenn alle Menschen mehr Geld bekommen.

Diese Vorstellung ist jedoch völlig falsch: Unser Finanzsystem benötigt kein zusätzliches Geld, wenn alle Menschen ein Grundeinkommen erhielten. Auch die Kaufkraft unseres Geldes kann sich durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens nicht verringern.

Die gesamte Geldmenge innerhalb unseres Systems ändert sich nicht. Lediglich die Verteilung aller Geldmittel wird gerechter. Und ohne eine Vermehrung der Geldmittel kann es keine Inflation geben.

Selbstverständlich kann es aber zu Preisverschiebungen kommen. Es wäre gut möglich, dass handwerklich in hoher Qualität gefertigte Waren im Preis steigen. Vor allem dann, wenn an der Produktion dieser Waren Menschen beteiligt sind, die für eine gute Arbeit auch gut entlohnt werden wollen.

Hier spielen jedoch einige Effekte eine sehr große Rolle, über die man nur Prognosen erstellen kann.

Da sind zum Beispiel die Partizipationeffekte, die dazu führen können, dass sich Menschen selbstständig machen und dann auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Ebenso kann ein Innovationsschub dazu führen, dass die eine Idee der anderen folgt und sich somit viele kleine innovative Betriebe gründen. Ob als Zulieferer oder mit einem ergänzenden Angebot. Dieser Effekt kann durchaus dazu führen, dass gerade im Bereich des Marktes hochqualitativer Produkte die Preise sogar fallen. Zusammenarbeit bringt mehr Gewinn, als Konkurrenzkampf. Dagegen ist der ständige Blick auf den Wettbewerb immer mit hohen Kosten verbunden.

Anders wäre es also, wenn sich ein gegenteiliger Effekt stärker durchsetzt. Zum Beispiel der Antizipationseffekt, der zu mehr Konkurrenzdenken und Geheimniskrämerei führen könnte. Aber warum sollte das in einer Gesellschaft geschehen, die sich aufgrund des Grundeinkommens immer weiter öffnet und vor allem jedem Einzelnen mehr Sicherheit bietet?

Ob sich jedoch Mietpreise erhöhen oder die Preise für Anlageobjekte hängt von weiteren Effekten ab. Hier sind es die Einkommenseffekte auf der einen und die Substitutionseffekte auf der anderen Seite.

So kann zurzeit in vielen Gemeinden Baden-Württembergs festgestellt werden, dass höhere Grundsteuern nicht automatisch zu höheren Mieten führen müssen. Im Gegenteil sinken sie, weil die Hauseigentümer nicht auf den schnellen Gewinn aus sind, sondern langfristig denken und dabei sogar vorübergehende Verluste in Kauf nehmen.

Anders sieht es in Berlin auf, wo andere Bedingungen zu höheren Kosten für die Eigentümer führten. Hier steigen die Mieten und viele Wohnungen stehen leer.

(Der wesentliche Unterschied mag in der Selbstbestimmung und den positiven Zukunftsaussichten in Baden-Württemberg und der Freiheitsbeschränkung sowie Fremdbestimmung in Berlin liegen.)

Fest steht jedoch, dass nicht vorhergesagt werden kann, wie sich die Preise entwickeln. Höhere Kosten werden nicht zwangsweise eins zu eins weitergegeben. Vieles liegt immer in der Annahme, wie sich die Zukunft entwickeln wird. Je positiver die Annahme, desto günstiger entwickeln sich die Preise für die Endverbraucher. Das bedingungslose Grundeinkommen bietet so eine positive Zukunftsaussicht.

Wir können bei der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens mit einer Normalisierung der Preise für alle Dienstleistungen rechnen. Heute fragen wir uns, warum Altenpfleger:innen, Kindergärtner:innen und auch Lehrer:innen so viel weniger verdienen als Banker:innen.

Das bedingungslose Grundeinkommen bietet allen Arbeitnehmer:innen nicht nur eine bessere Verhandlungsbasis und stärkt dabei ihre Rücken. Es bringt auch einen positiven Blick in die Zukunft. Wir werden uns als Verhandlungspartner nicht nur auf Augenhöhe gegenüberstehen. Wir werden viel besser und verantwortungsvoller planen und gestalten können.

Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen kann es eher nicht zu einer größeren Inflation kommen. Wir werden keine Verschwender sein und auch keine Neider. Wir werden viel besser erkennen können, was gut für uns ist. Wir werden nachhaltiger konsumieren und bewusster einer Arbeit nachgehen, die unserer Welt und der Zukunft unserer Kinder nicht schadet.

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